Bezirksregierung
Arnsberg
23.02.2018
Würdigung zum 70. Todestag von Franz Stock

Wegbereiter des geeinten und friedlichen Europas

Aus Anlass des 70. Todestages von Franz Stock hat Regierungspräsident Hans-Josef Vogel die herausragenden Leistungen des in Arnsberg geborenen Westfalen für die deutsch-französische Aussöhnung und europäische Einigung gewürdigt. Franz Stock habe diese durch sein mutiges Handeln in den Nazi-Gefängnissen des von den Deutschen besetzten Paris und nach dem Krieg im Kriegsgefangenenlager von Chartres erst möglich gemacht.

Aus Anlass des 70. Todestages von Franz Stock hat Regierungspräsident Hans-Josef Vogel die herausragenden Leistungen des in Arnsberg geborenen Westfalen für die deutsch-französische Aussöhnung und europäische Einigung gewürdigt. Franz Stock habe diese durch sein mutiges Handeln in den Nazi-Gefängnissen des von den Deutschen besetzten Paris und nach dem Krieg im Kriegsgefangenenlager von Chartres erst möglich gemacht.

„Wir feiern in diesem Jahr das 55-jährige Jubiläum des Élysée-Vertrags, der die deutsch-französische Freundschaft begründet. Der Vertrag wurde am 22. Januar 1963 von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast unterzeichnet. Zuvor hatte es 400 Jahre lang im Schnitt alle 15 Jahre Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gegeben.

Der geistige Wegbereiter dieser neuen Freundschaft von Franzosen und Deutschen war ein Nordrhein-Westfale: Franz Stock aus Arnsberg, dessen 70. Todestag wir am 24. Februar 2018 begehen.

Der französische Staatspräsident und der NRW-Ministerpräsident erinnerten jetzt an die herausragenden Leistungen von Franz Stock – Emanuel Macron in einer Rede zu Beginn des Jahres und Armin Laschet mit dem Besuch des Elternhauses von Franz Stock in Arnsberg, wo er sich mit dessen jüngster Schwester Theresia Stock und Vertretern des Franz-Stock-Komitees traf.

Franz Stock wirkte im Paris der deutschen Besetzung als katholischer Priester. Er ging in die Pariser Nazi-Gefängnisse, redete mit den Gefangenen und Geiseln der Nazis. Er stellte heimlich Verbindungen zu ihren Familien her, schmuggelte Kassiber, brachte Bücher und Essen trotz Verbot und Gewaltandrohung der deutschen Gestapo.

Franz Stock stand auf der Seite der zum Tode Verurteilten. Unter ihnen waren die Besten Frankreichs, die Angehörigen des französischen Widerstands. Er begleitete sie zu den Todespfählen der Hinrichtungsstätte auf dem Mont-Valérien. Er musste zusehen, wie sie ermordet wurden. Tausendfach. Die Ermordeten aber wussten, Franz Stock war bei ihnen. Er verriet ihren Angehörigen die Beerdigungsorte. Franz Stock informierte, tröstete, ermutigte ihre Familien und warnte andere französischen Widerstandskämpfer vor drohenden Gefahren.

Die Franzosen gaben „ihrem“ Abbé Franz Stock die Bezeichnung "L'Archange en enfer – Der Erzengel in der Hölle". Viele Widerstandskämpfer wie Edmond Michelet, Jean de Pange, Robert d´Harcourt, Gabriel Péri und Honoré d'Estienne d'Orves erwiesen Franz Stock die Ehre. Der Platz vor dem „Mémorial de la France combattante“ auf dem Mont-Valérien, das an den Widerstand der Franzosen gegen die deutsche Besatzungsmacht erinnert, trägt heute seinen Namen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg ging Franz Stock in das französische Lager deutscher Kriegsgefangenen in Chartres. Er half wieder, minderte Elend. Er organisierte für Hunderte eine gymnasiale Oberstufe, ein Theologiestudium und das größte Priesterseminar der Welt: das „Stacheldrahtseminar“ von Chartres.

Franz Stock starb am 24. Februar 1948 plötzlich und unerwartet – keine 44 Jahre alt. Seine Grabstätte befindet sich heute in der Kirche Saint Jean Baptiste in Chartres.

Im Nazi-Paris legte Franz Stock die Grundlage für die deutsch-französische Versöhnung und schuf damit  die zentrale Voraussetzung für ein friedfertiges und freies Europa. Im Kriegsgefangenenlager organisierte er auf deutscher Seite die Bildung für dieses neue Europa. Franz Stock ist einer der ganz Großen unseres Landes.

Die katholische Kirche hat zu Recht das Seligsprechungsverfahren eröffnet.“