Bezirksregierung
Arnsberg
Symbolbild: Holzernte-Maschine stapelt Baumstämme
13.12.2019
Waldsterben 2.0

Dialog der Bezirksregierung Arnsberg erfolgreich gestartet

Zu einem Austausch zwischen den Waldbesitzern, der Holzwirtschaft und den Naturschutzinteressen hatte die Bezirksregierung Arnsberg am 12. Dezember zusammen mit dem Regionalrat die Akteure und Kommunen der Region zur Veranstaltung „Waldsterben 2.0“ eingeladen.

Zu einem Austausch zwischen den Waldbesitzern, der Holzwirtschaft und den Naturschutzinteressen hatte die Bezirksregierung Arnsberg am 12. Dezember zusammen mit dem Regionalrat die Akteure und Kommunen der Region zur Veranstaltung „Waldsterben 2.0“ eingeladen.

Vor vollem Saal kamen die Waldbesitzer, Sägewerksbetreiber und Holzrücker mit Vertretern des Ministeriums, dem Landesbetrieb Wald und Holz und Wissenschaftlern ins Gespräch, wie den krisenhaften Erscheinungen des großflächigen Fichtensterbens zu begegnen sei.

Dem Regierungspräsidenten Hans-Josef Vogel war es bei seiner Begrüßung wichtig, die Rolle der Jugend herauszustellen und verschenkte seine Redezeit an Timo Bracht, den Botschafter von Plant-for-the-planet. Diese Jugendorganisation pflanzt seit 12 Jahren weltweit Bäume, auch in der Region Südwestfalen. Bracht forderte ein Zusammendenken von Ökologie und Ökonomie und wies darauf hin, dass Bäume und Wälder einen wesentlichen und vor allem unkomplizierten Beitrag zur Lösung der Klimakrise darstellten.

Professor Dr. Jörg Müller, stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, griff die mahnende Botschaft Brachts auf und schlug Brücken zwischen den Interessen der Holzwirtschaft und dem notwendigen Schutz der Wälder. So solle sehr wohl Holz in Wirtschaftswäldern für nachhaltige Produkte, wie z.B. Holzhäuser genutzt werden. Gleichzeitig wirbt er für die Berücksichtigung der kostenlosen natürlichen Prozesse der Naturverjüngung, die von selbst geschähe und zu stabileren Wäldern in der Zukunft führten. Auch diese Wälder könnten nach einer natürlichen ersten Aufwuchsphase später forstlich bewirtschaftet werden. Der restlosen Entnahme allen abgestorbenen Holzes als Maßnahme, um die Ausbreitung des Borkenkäfers zu verhindern, erteilte Müller eine klare Absage. Solche Arbeiten seien nur in schwachen Käferjahren erfolgreich, wie alle wissenschaftlichen Untersuchungen dieser Phänomene belegten. Als sinnvoll hingegen bezeichnete der Forstwissenschaftler das Unterpflanzen von gewünschten Baumarten in bereits abgestorbenen Fichtenbeständen, die nicht mehr gefällt würden. Hier könnte sehr schnell eine artenreiche stabile Wiederbewaldung unter dem Schutz der toten Bäume erfolgen, wie die Untersuchungen im Nationalpark zeigten.

Für einen Umbau reiner Fichtenforste plädierte auch Dr. Bertram Leder vom Versuchsforstamt Arnsberg. Die Fichte habe unter Berücksichtigung des Klimawandels in den meisten Lagen keine Chance mehr. Zukünftige Wälder müssten eine viel größere Bandbreite an Baumarten aufweisen, um beim weiter fortschreitenden Klimawandel stabiler reagieren zu können. Auch er unterstütze die Forderung mehr natürliche Wiederbewaldung heimischer Baumarten zuzulassen, empfehle aber, auch fremdländische Baumarten beizumischen. 

Den Abschluss bildete das Umweltministerium. Dr. Rainer Joosten zeigte sich aufgeschlossen gegenüber der Forderung, dass auch Waldbesitzer, die ihre Wälder in den ersten Jahren der natürlichen Wiederbewaldung überließen, eine Kompensation hierfür bekommen sollten, ähnlich wie in der Landwirtschaft. Dr. Joosten plädierte an die Waldbesitzer insgesamt, die Flinte nicht ins Korn zu werfen und weiterhin die Waldflächen zu bewirtschaften, da die Nutzung des Rohstoffs Holz einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz darstelle. Der Waldumbau zu mehr Baumarten und größerer erwarteter Stabilität erfordere jedoch die Unterstützung der Waldbesitzer durch die öffentliche Hand. Hier habe das Land NRW bereits gute Arbeit geleistet, die nun fortgesetzt werden sollte. Der sogenannte Waldpakt, den viele Nutzergruppen aber auch Umweltverbände, wie der Naturschutzbund Nordrhein-Westfalen zusammen mit der Landesregierung geschlossen hätten, sei der richtige Weg diese erfolgreiche Arbeit weiter zu führen. Kritik kam seitens des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland auf, die Forstwirtschaft habe an einigen Stellen die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt und arbeite noch zu stark gegen die Natur. Aber auch der kritische Vertreter des BUND bedankte sich für die Ausgewogenheit der Veranstaltung.

Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie rechts unter Downloads.