Bezirksregierung
Arnsberg

Erasmus+-Job Shadowing in Eupen (Ost-Belgien)

Kooperationen in der Berufsbildung bahnen sich an

Kolleginnen und Kollegen des Hönne Berufskollegs Menden und des Berufskollegs Technik in Siegen besuchten im Rahmen eines Erasmus+-Job Shadowings zwei Schulzentren in Eupen (Belgien). Die Mobilität wurde bereits im September 2023 bei einem Arbeitstreffen der EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung in Eupen geplant und konnte nun im Zeitraum vom 14.05. bis 16.05.2024 stattfinden.

Zielsetzung

Der Übergangsbereich in den Berufskollegs bereitet die Lernenden auf eine spätere Berufsausbildung vor, indem zum Teil grundlegende Kompetenzen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik, verknüpft mit beruflichen Handlungssituationen, aufgebaut und gestärkt werden. In den industriellen Metall- und Elektroberufen werden Kompetenzen im Bereich der Industrie 4.0-nahen Fertigung gefordert. In den Bildungsplänen der dualen Berufsausbildung sind diese Kompetenzen bereits berücksichtigt; in den Bildungsplänen des Übergangsbereichs findet sich keine direkte Vorbereitung auf die Industrie 4.0-nahe Fertigung. 
Im deutschsprachigen Teil Belgiens (Ostbelgien) gibt es zwei berufsbildende Schulen. Das Robert-Schumann-Institut (RSI) ist eine Sekundarschule mit technischen und berufsbildenden Unterricht. Das Zentrum für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand (ZAWM) ist eine Berufsschule, in der Auszubildende aus Industrie, Handwerk, Hauswirtschaft, Körperpflege und Handel unterrichtet werden. Beide Schulen sind bestrebt die Lernenden im Übergangsbereich zu stärken und wissen um Herausforderung benachteiligte Lernenden, die gleichen Chancen zu vermitteln wie nicht-benachteiligten.

Mit folgenden Zielen sind die Kolleginnen und Kollegen nach Eupen gereist:

  • Kennen lernen des belgischen Schulsystems
  • Austausch über kulturelle und wirtschaftliche Besonderheiten im deutschsprachigen Belgien
  • Entwicklung von Kooperationsmöglichkeiten
  • Planung und Durchführung von Erasmus+ Aktivitäten
  • Vorbereitung von Mobilitätsmaßnahmen für Lehrende und Lernende
  • Abstimmung von Fördermaßnahmen für benachteiligte Schülerinnen und Schüler
  • Ausloten von individuell angepassten Projektideen für benachteiligte Schülerinnen und Schüler

Darüber hinaus sollten Kontakte zu Unternehmen in der Region Ostbelgien aufgebaut werden, um neben der Vermittlung von Lernenden aus dem Übergangsbereich auch Auszubildende aus dem dualen Ausbildungssystem in europäische, berufliche Praktika zu vermitteln.

Untergebracht waren die Kolleginnen und Kollegen im Tagungszentrum „Kloster Heidberg“. Dies bietet sich für Gruppenunterkünfte an und verfügt über gut ausgestattete Tagungsräume, um Sitzungen mit Kooperationspartnern vor- und nachzubereiten.

Das RSI bietet 14 verschiedene Fachrichtungen an, die den Schülerinnen und Schülern eine vielseitige Ausbildung ermöglichen. Dazu gehören technische und berufsbildende Fächer. Ziel des Unterrichts ist es, Theorie und Praxis in allen Bereichen des Bildungsangebots zu verzahnen. 
In der Fachrichtung Gastronomie werden von den Lernenden, Speisen für angekündigte Feiern geplant, kalkuliert, zubereitet und serviert. Gleichzeitig muss das Ambiente des Gastraumes dem Thema der Feier entsprechen. Zum Essen wird schließlich ein passender Wein gereicht, der von den Auszubildenden hergestellt wird. Es konnten viele inspirierenden Eindrücke aus diesem Bereich mitgenommen werden.

Im Bereich Gesundheit, Körperpflege und Erziehung ist der Unterricht ebenso praxisorientiert wie in der Gastronomie. Wer einen Termin für eine kosmetische Behandlung haben möchte, meldet sich an der Rezeption des Kosmetikstudios und lässt sich einen freien Termin geben. In den Behandlungsräumen können bis zu fünf Kundinnen und Kunden gleichzeitig individuell behandelt werden.
Im Werkstattbereich wird der Unterricht ebenfalls handlungs- und kundenorientiert gestaltet und motiviert die Lernenden eine berufliche Ausbildung anzustreben. Ein Beispiel für den Nutzen der Handlungsprodukte ist der Infinity-Tisch, ein Tisch, der keinen Anfang und kein Ende hat. Er wird von den Schülerinnen und Schülern geplant, hergestellt und benutzt. In diesem Projekt arbeiten Lernende aus dem Bereich Holzverarbeitung mit Lernenden aus dem Bereich Metallverarbeitung zusammen und lernen so auch andere Industrie- und Handwerksbereiche kennen. 
Das Foto "Sitzgelegenheit" zeigt ein weiteres Projekt, das erfolgreich von den Fachbereichen Bau und Metall durchgeführt wird: eine mobile Begrünung. Der Kern besteht aus einer stabilen Metallkonstruktion, die mit einer Holzverkleidung als einladende Sitzgelegenheit dient. Im Inneren ist Platz für eine Bepflanzung mit einem schattenspendenden Baum oder Strauch, wobei das Produkt durch Rollen bewegt werden kann und so genau dort Schatten spendet, wo er benötigt wird. 
Auch im Bereich der intelligenten Anwendungen setzen die Lehrerteams auf innovative Projekte, die praktische und nachhaltige Ideen miteinander verbinden. So programmieren die Lernenden eine App zur Überwachung eines Bienenstocks, den sie zuvor mit Sensoren ausgestattet haben. So kann der Imker oder die Imkerin Daten über die Temperatur im Bienenstock und die Aktivität des Bienenvolks erhalten, ohne vor Ort sein zu müssen. 
Das Zentrum für Aus- und Weiterbildung mit dem Mittelstand (ZAWM) bietet Auszubildenden in verschiedenen Handwerks- und Handelsberufen eine ebenso praxisnahe duale Ausbildung. Ähnlich wie in Deutschland besuchen die Auszubildenden an ein bis zwei Tagen in der Woche die Berufsschule, an den anderen Tagen sind sie im Ausbildungsbetrieb. 
Der Unterricht in der Berufsschule setzt ebenso wie das Robert-Schumann-Institut auf einen hohen Praxisanteil. Die Unterrichtsräume grenzen immer an die Labore, um die gewonnenen Beobachtungen festzuhalten oder die Theorie in einem Versuch oder einer Messung zu überprüfen.
Dieses Prinzip findet sich in allen Fachbereichen wieder, sei es im Fleischerhandwerk, im Baugewerbe oder in der Fahrzeugtechnik. Dabei können sich die Fachbereiche mit Auszubildenden aus anderen Regionen des Landes messen. Sie belegen bei Leistungsvergleichen oft vordere Plätze und sehen den Wettbewerb in ihrem Beruf als Herausforderung.
Der Fachbereich Kfz-Technik ist führend in der Region. Die Bilder zeigen Anlagen und Versuchsstände aus den Bereichen Motorelektronik und Elektromobilität, die schon lange Teil des Berufsschulunterrichts sind. 
Das Zentrum für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand (ZAWM) fungiert als Vermittlungsstelle für die duale Berufsausbildung in der Region. Es vermittelt Ausbildungsverträge, bietet Unterstützung bei Schwierigkeiten in der Ausbildung und setzt Standards in den Curricula der Ausbildungsberufe. 
Im kommenden Schuljahr 24/25 werden die Kolleginnen und Kollegen des Robert-Schumann-Instituts und des Zentrums für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand sowie des Instituts für Aus- und Weiterbildung im Mittelstand die beiden Berufskollegs in Menden und Siegen und die Bezirksregierung Arnsberg besuchen.
Lernende beider Regionen können ihre kulturellen, sprachlichen und beruflichen Kompetenzen durch Mobilitäten im Rahmen von Erasmus+  erweitern. Europa lebt von der Begegnung seiner Menschen und die Begeisterung für Europa entsteht auch durch das gemeinsame Lösen beruflicher Aufgaben.

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