EFFORT-A goes Tallinn
Unser Besuch in Tallinn, insbesondere des Tallinna-Saksa-Gymnasiums, bot viele Einblicke in die estländische Bildungslandschaft. Am eindrucksvollsten war die Umsetzung der Digitalisierung, so verzichten die estländischen Schulen beispielsweise auf gedruckte Zeugnisse und haben sämtliche Formulare und Dokumente digitalisiert. Aber auch der selbst komponierte Schulgong und die Schulgebäude an sich beeindruckten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ein ungewöhnliches, aber interessantes Detail: Die Schülerinnen und Schüler tragen Hausschuhe in der Schule. Dieses Ritual trägt zur wohnlichen und familiären Atmosphäre bei. Fachräume wie VR-Räume, Greenscreen-Studios, Räume für Bandproben, Fitnessbereiche und sogar ein Schwimmbad stehen den Schülerinnen und Schülern am Tallinna-Saksa-Gymnasiums zur Verfügung.
Beispielhaft war auch die Unterstützung für die technische Infrastruktur in der Schule - ein Team von Menschen ist ganztägig damit beschäftigt, Support und technische Hilfe in allen Bereichen der Digitalisierung zu leisten.
Besonders interessant war die Vorbereitung und Erprobung von digitalen Prüfungsformaten zu sehen.
Aber auch Aspekte des deutschen Schulsystems wurden sichtbar. So wurde beispielsweise berichtet, dass die "Draußenpause" nach einem Besuch in Deutschland im Schulalltag des Tallinna-Saksa-Gymnasiums eingeführt wurde.
Auch der Besuch des Startups “Schoolify” gewährte tiefe Einblicke in die Entwicklung der digitalen Bildungsinfrastruktur des estnischen Bildungswesen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Kairit Tammets präsentierte die Plattform ihre Angebote und Fortschritte, die eng mit der staatlichen Curriculumsentwicklung und Lehrerausbildung verbunden sind.
Der Besuch bei Schoolify zeigte eindrucksvoll die Bemühungen Estlands um die Integration digitaler Tools und Prüfungsformate in das Bildungssystem und die enge Verknüpfung von Wissenschaft, Schule und Unternehmen. Es wurde sehr deutlich, dass die erfolgreiche Implementierung dieser Technologien durch diese Zusammenarbeit erheblich erleichtert wird.
Der Besuch am Viimsi Gymnasium in Estland bot weitere Einblicke in das estnische Bildungssystem. Die Schule befindet sich auf einer Halbinsel außerhalb von Tallinn und setzt einen starken Schwerpunkt auf Selbstverantwortung und Selbstorganisation der Schülerinnen und Schüler.
Die Schule nutzt moderne Technologien wie die estnische Lernplattform "Studium" sowie verschiedene Tools wie Facebook für soziale Zwecke und Google sowie Teams für schulische Angelegenheiten.
Der Lehrplan der Schule betont zeitgemäße Fähigkeiten (21st Century Skills) und einen "Self-Directed Learning" Ansatz. Er umfasst 63 Pflichtkurse gemäß dem nationalen Lehrplan, organisiert in Trimestern mit Lektionen von jeweils 70 Minuten. Es gibt diverse Wahlpflichtbereiche und Wahlfächer, die den Schülern eine breite Palette an Optionen bieten, um ihre Interessen und Fähigkeiten zu entwickeln.
Während des Besuchs wurden innovative Lehrmethoden wie "Engaging Educational Videos" vorgestellt, die an das Curriculum angepasst sind und auf humorvolle Weise Lerninhalte vermitteln sollen.
Ein isländischer Kollege, Omari Loid, präsentierte die App "Praktikal", die digitale Arbeitsblätter, Videos und Experimente für den Physikunterricht bietet. Diese Plattform zeigt auch großes Interesse am deutschen Markt und könnte in Zukunft auch Einsatz in deutschen Schulen finden.
Insgesamt zeigte der Besuch in Tallinn eine bemerkenswerte Umsetzung der Digitalisierung, die das Bildungssystem Estlands bereichern und deren Eindrücke auch das deutsche Bildungssystem weiterentwickeln könnten.
Ein besonderer Dank gilt Alexander Voss vom Tallinna-Saksa-Gymnasium, der uns mit viel Engagement durch diese Tage begleitete und stets geduldig die vielen Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantwortete.
Verfasst wurde der Bericht von den Moderierenden der Bezirksregierung Arnsberg Sabine, Maren, Kolja und Katti.
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